Das Sabbatical — Auszeit vom Job
Das Sabbatical ist vielen auch als Sabbatjahr bekannt und erfreut sich derzeit größerer Aufgeschlossenheit seitens der Arbeitgeber. Lange Jahre war es ein Privileg von Lehrern und Beamten, doch deuten die Entwicklungen der letzten Zeit auf einen Wandel hin. Besonders große Unternehmen bieten ihren Mitarbeitern die Möglichkeit, eine Auszeit zu nehmen. Wie dieses Sabbatical letzten Endes aussieht, kann von Fall zu Fall jedoch ganz unterschiedlich sein.
Eine Reise um die Welt ist für viele von uns ein wohl gehegter Traum für's Leben. Einmal die entferntesten Orte besuchen, ein Buch schreiben, seinen Horizont erweitern und bereits Gelerntes hinterfragen. Eine Auszeit vom Beruf kann vielseitig genutzt werden, falls diese denn genehmigt wird.
Geschäftsführer von XING macht den Vorstoß
Schon lange ist bekannt, dass Überstunden nicht das Maß von guter Arbeit sind und dass das oberste Ziel des Angestellten, die Erledigung der Arbeit ist. Ebenso klar ist auch, dass die meisten Ideen eben nicht am Schreibtisch entstehen, sondern in einem kreativen, inspirierenden Umfeld. Diese Thesen dürfte auch Thomas Vollmoeller, der CEO des börsennotierten Unternehmen XING, unterschreiben. Letztes Jahr machte er viele Schlagzeilen mit seiner dreimonatigen Auszeit. In einem Artikel, den er während dieser Zeit für die Unternehmensseite schrieb und veröffentlichte, begründete er diese Entscheidung mit dem New Work Konzept.
Das New Work Konzept
New Work wurde vom Sozialphilosophen Frithjof Bergmann entwickelt. Es stehen drei Werte im Fokus: Selbstständigkeit, Freiheit und Teilhabe an der Gemeinschaft. Im Bezug auf den Arbeitsalltag geht es darum, mehr Freiräume für Kreativität und Entfaltung der eigenen Persönlichkeit einzuräumen. Da in Unternehmen immer häufiger gefordert wird, eigene Ideen und Selbstständigkeit einzubringen, erscheinen die geforderten Neuerungen als logische Konsequenz daraus: Wer mehr möchte, muss auch mehr bieten. Vollmoeller kann als Vorreiter im deutschen Raum ein Beispiel für andere Unternehmen sein, die überlegen Sabbaticals für ihre Angestellten zu ermöglichen.
Flexibilität wird erwartet, aber nicht gewährt. Querdenkertum wird in Sonntagsreden gefordert, einstellen tut man dann aber die immer gleichen Klone.
Sabbatjahr in Unternehmen und öffentlichen Dienst
Im öffentlichen Dienst sind solche Auszeiten durch die geltenden Beamtengesetze geregelt. Hauptsächlich Lehrer (etwa 90% der Antragsteller) nutzen diese Möglichkeit — besonders Lehrerinnen ab dem 55. Lebensjahr. Sie können zwischen sechs bis zwölf Monaten vom Dienst freigestellt werden. In privaten Unternehmen sieht das ganz anders aus, denn es besteht hier kein rechtlicher Anspruch darauf. Grundsätzlich kann aber jeder ein Sabbatical beantragen. Es liegt aber voll und ganz beim Arbeitgeber, ob er es genehmigt und in welcher Form er dies macht.
Bedenken von Arbeitnehmern
Begünstigt durch den digitalen Wandel, verändert sich die Arbeitskultur hierzulande. Alte Strukturen sitzen allerdings tief, sodass manche Veränderungen etwas länger brauchen, um sich durchzusetzen. Das gilt in diesem Falle besonders für die männlichen Arbeitnehmer. In einer Studie vom Meinungsinstitut Fittkau Maaß im Auftrag von Wimdu.de, wurde gefragt was Arbeitnehmer an einem Sabbatjahr hindere. Unter den Männern nannten 67% Angst vor schlechteren Karrierechancen als Grund. Bei den Frauen in der Umfrage sind es nur 33% gewesen, die aus Sorge vor Schäden an ihrer Karriere kein Sabbatical machen wollen. Über ein Viertel der Befragten sagt, dass ihre Anfrage sowieso vom Arbeitgeber abgewiesen wird. Die größte Hürde für alle Arbeitnehmer ist jedoch die Finanzierung. Fast die Hälfte gibt dies als Grund an keine Auszeit zu nehmen.
Bedenken von Arbeitgebern
Arbeitgeber zögern oft davor, Angestellte für eine längere Zeit zu verabschieden. Begründet wird dies beispielsweise mit der Sorge vor einer schwer zu füllenden Lücke im Unternehmen, besonders wenn sich um spezialisiertes Fachpersonal handelt. Neben dem Ersatz des Mitarbeiters gibt es auch Bedenken um einen administrativen Mehraufwand, zum Beispiel für die Einrichtung und Pflege von Zeitkonten. Momentan sind es deshalb hauptsächlich größere Unternehmen, die Sabbaticals unterstützen, da sie eher über zusätzliche Kapazitäten verfügen.
Was gibt es im Vorfeld zu beachten?
In den meisten Unternehmen gibt es keinen geregelten Ablauf für Sabbaticals, deshalb sollten Sie sich bereits auf das Stellen des Antrags vorbereiten. Ist es der richtige Zeitpunkt für eine Auszeit vom Job und aus welchem Grund möchten Sie eine beantragen? Versuchen Sie ehrlich zu sich selbst zu sein. Eine einfache Flucht vor dem Arbeitsalltag, der Sie überfordert wäre beispielsweise keine kluge Entscheidung. Nutzen Sie die Zeit lieber, um das Problem bei der Wurzel zu packen: Bilden Sie sich weiter, um zu lernen, wie Sie die Überlastung zukünftig vermeiden.
Ziele für die freie Zeit setzen
Den Chef werden Sie sicher am ehesten überzeugen können, in dem Ihre Ziele mit Vorteilen für das Unternehmen verbunden sind. Die langersehnte Dissertation verfassen, eine neue Sprache lernen oder eine größere berufliche Weiterbildung sind beliebte Gründe, die der Vorgesetzte gerne hört. Zeit für sich selber werden Sie sicher trotzdem finden. Vorgefasste Ziele helfen außerdem unproduktivem Nichtstun vorzubeugen.
Verschiedene Finanzierungsmodelle
Drei Finanzierungsmodelle
- Überstunden und Urlaubstage sparen und diese auf einem eigenen Arbeitszeitkonto erfassen. Diese gesammelten Arbeitsstunden kann man sich dann während der freien Zeit auszahlen lassen.
- In einem vorher bestimmten Zeitrahmen auf einen Teil seines Gehalts verzichten und diesen dann zu gegebenem Zeitpunkt erhalten. So können Sie zum Beispiel drei Jahre auf 25 Prozent Ihres Gehaltes verzichten und im Gegenzug ein volles Sabbatjahr jeden Monat 75 Prozent des ursprünglichen Gehalts bekommen. Für Beamte ist dieses Teilzeitmodell vorgeschrieben.
- In Absprache können Sie auch unbezahlten Urlaub machen. Hierbei ist allerdings auf Ihren Versicherungsschutz zu achten.
Alle Modelle haben eines gemeinsam: Die Auszeit kostet. Während Sie beim unbezahlten Urlaub völlig von Erspartem leben müssen, bieten das Teilzeitmodell und das mehr Spielraum. Der Arbeitgeber muss davor allerdings überzeugt werden und man wird lange Zeit im Vorfeld und während der Auszeit mit einem geschmälerten Gehalt auskommen müssen. Das Sabbatical zu finanzieren könnte deshalb für Geringverdiener sehr schwierig sein.
Versicherungsschutz während des Sabbaticals
Bei dem Modell des unbezahlten Urlaubs müssen Sie bedenken, dass die Kosten für Ihre Sozialversicherungen nicht mehr der Arbeitgeber mitträgt. Sie tragen ab dem ersten Urlaubsmonat also auch die vollen Versicherungskosten. Dazu zählen die gesetzliche Kranken-, Pflege- und Rentenversicherung. Je nach Dauer Ihrer Auszeit können schon einige ausgelassene Beitragsmonate zur Rentenversicherung Ihre spätere Rente schmälern. Daher empfiehlt es sich für die viele Arbeitnehmer, den Chef von einem Finanzierungsmodell zu überzeugen, dass das Arbeitsverhältnis nicht ruhen lässt.
Den richtigen Zeitpunkt abpassen
Wann ist der optimale Zeitpunkt, den Chef zu fragen und wann um sich zeitweilig zu verabschieden? Sie sind vorbereitet auf kritische Rückfragen und haben überzeugende Argumente auf Ihrer Seite? All dies sollten Sie bejahen können. Ein Beispiel für einen guten Zeitpunkt wären vorhersehbare Phasen mit wenigen Aufträgen für das Unternehmen. Am besten wissen Sie auch schon, wer Sie in Ihrer Abwesenheit vertreten kann und haben die Betreffenden bereits eingeweiht. Versuchen Sie möglichst, die Situation zu vermeiden, dass Ihr Vorgesetzter sich mit Ihren Aufgaben während Ihrer Abwesenheit rumplagen muss. Das würde das Arbeitsverhältnis nur unnötig belasten.
Wiedereinstieg in den Job
Beamte haben es auch beim Wiedereinstieg deutlich leichter, da von der Gesetzgebung nicht nur der Anspruch auf eine Auszeit geregelt ist, sondern auch die Rückkehr aus dieser. Um auch als normaler Angestellter den Wiedereinstieg möglichst einfach zu gestalten, klären Sie alles wichtige bereits vor Ihrem Abschied. Arbeitsrechtler empfehlen daher einen Vertrag abzuschließen, in dem alles festgehalten wird. Egal, ob es ums fortlaufende Gehalt oder die erneute Besetzung Ihrer Stelle geht, halten Sie es schriftlich fest.